Die Beweglichkeit ist maßgeblich von der Dehnfähigkeit der Muskulatur abhängig.
Eine bessere Leistung erzielen, mehr Kraft bekommen, größere Muskeln aufbauen – der Weg zu diesen Trainingszielen wird von vielen mit einem intensiven Krafttraining verbunden. Welche Rolle dabei aber eine gute Flexibilität und Mobilität spielt, wird oftmals nicht betrachtet. Durch reine Mobilisierungsübungen verbessern Sie nicht das Aussehen des Körpers, aber Sie können einen großen Beitrag zu einer besseren und effizienteren Leistung beitragen.

Bestimmte Muskelareale neigen dazu sich verstärkter zu verkürzen bzw. neigen zu einer mangelnden Dehnfähigkeit je nach Tätigkeit und Trainingsziel. Hier sollen exemplarisch vier Bereiche vorgestellt werden, die regelmäßig mobilisiert und gedehnt werden sollten.

Schulter-Nacken-Muskulatur

Gerade in diesem Muskelareal kommt es häufig zu Verspannungen, insbesondere bei Personen mit sitzenden Tätigkeiten und mangelndem Bewegungsausgleich. Dies führt in der Konsequenz auch zu Beweglichkeitseinschränkungen, die mit einem Kopfrotationstest im Seitenvergleich erfasst werden können. Der Test besitzt somit eine hohe Relevanz gerade für Sitzmenschen und Personen mit belastenden Tätigkeiten im Schulterbereich. Zu berücksichtigen sind Verspannungen aufgrund psychischer Belastungen, da sich die Schulter-Nacken-Muskulatur typischerweise als Projektionsfeld der Psyche äußert.

Hüftbeuger

Eine verminderte Dehnfähigkeit des Iliopsoas kann sich durch monotone Beugehaltungen (z.B. Dauersitzen) oder durch einseitige muskuläre Beanspruchungen (z.B. intensives Sprinttraining) ergeben, wenn ausgleichende Dehnreize fehlen. Auf Dauer kann dies zu einer unphysiologischen Belastung der Bandscheiben der Lendenwirbelsäule führen, insbesondere wenn zusätzlich eine Abschwächung der Bauchmuskulatur vorliegt. Mit einem Muskelfunktionstest für den Hüftbeuger lässt sich sehr schnell und unkompliziert erkennen, ob eine Verkürzung der genannten Muskelbereiche vorliegt oder nicht.

Oberschenkelrückseite

Die Ischiocrualemuskulatur ist ein typisches Muskelareal, dass zu einer Einschränkung der Dehnfähigkeit tendiert. Sie wird häufig auch als Kennbereich der Gesamtbeweglichkeit herangezogen, wie dies z.B. beim Sit-and-Reach-Test im Zusammenspiel mit der Rückenbeweglichkeit der Fall ist. Eine verminderte Dehnfähigkeit kann sich durch Dauerbeugehaltungen (z.B. Sitzen) und/oder durch einseitige Beanspruchungen ohne adäquaten Dehnausgleich ergeben. So zeigen sich Beweglichkeitseinbußen auch bereits im Kindes- und Jugendalter, wenn Dehnübungen innerhalb des Sportprogramms vernachlässigt werden. Eine mangelnde Dehnfähigkeit kann sich auf Dauer negativ auf die Statik der Wirbelsäule auswirken, indem es zu einer Abflachung der natürlichen Lendenlordorse kommt. Außerdem verlagert sich die Belastung bei Rumpfbeuge-Bewegungen verstärkt auf den Rücken, was zu einer Mehrbeanspruchung der Bandscheiben führt. Insgesamt erhöht sich auch die Gefahr von Muskelverletzungen innerhalb des genannten Muskelbereichs.

Lumbale Rückenmuskulatur

Sind die Rückenmuskeln überfordert, reagieren sie mit Verspannungen, die sich besonders im Bereich der Lendenwirbelsäule (Lumbalbereich) zeigen. Ähnlich wie im Schulter-Nackenbereich kommt es allerdings auch hier häufig zu Verspannungen durch psychischen Stress, die sich ebenfalls mit Schmerz und eingeschränkter Mobilität äußern. Durch einen Rotationstest im Liegen werden die Rückenstrecker gedehnt und somit auf ihre Dehnfähigkeit überprüft. Nicht selten kommt es hier zu Seitendifferenzen, die entsprechend berücksichtigt werden sollten.

Mit welchen gezielten Übungen Sie Ihre Mobilität und Dehnfähigkeit steigern können, folgt in einem der nächsten Beiträge.